Wie kommt es zu den Abzocke-Fällen bei Online-Spielen?
Bereits seit Jahren kommen bundesweit immer wieder Verbraucher in die Beratung der Verbraucherzentralen und klagen über horrende Rechnungen nicht selten in Höhe von mehreren 100 oder auch 1000 Euro. Meistens werden diese Rechnungsbeträge von den einschlägigen großen App-Store-Betreibern in Rechnung gestellt. Was war passiert?
Oft sind die Kinder und Jugendlichen der Geschädigten Opfer von Spiele-Apps geworden. Diese nutzen die geschäftliche Unerfahrenheit und den Spieltrieb der Minderjährigen gezielt aus, um sie dazu zu bringen, echtes Geld im virtuellen Spiel auszugeben. Durch ein einfaches Wischen oder Tippen auf Werbebanner in Apps können aber auch Kinder kostspielige Abos aktivieren oder teure Zusatzkäufe tätigen.
Die Abzocke bei Spiele-Apps gelingt häufig über geschickt angelegte Suchtspiralen im Spielprinzip: Der Spieler wird über anfänglich leichte Erfolge angefixt. Bald ist der Erfolg aber nur noch möglich, indem echtes Geld in das Spiel gesteckt wird. Um Spielevorteile zu erlangen, sind sogenannte In-Game-Käufe nötig. Meist geschieht dies über den Umweg einer digitalen Spielewährung, welche die wahren Kosten verschleiert.
Werden so anfangs nur kleine Beträge eingesetzt, so nimmt der Kostenzug doch in der Regel schnell an Fahrt auf und es folgen bald Kosten in 10er- oder sogar 100er-Schritten.
Solch horrende Kosten bei digitalen Spielen sind möglich, da im App Store schlimmstenfalls nur per Buttonklick ein kleines Vermögen ausgegeben werden kann. So verwundert es schon, warum ein Klick in vorgeblichen Kinderspielen wenig taschengeldgerechte Beträge von 100 Euro und mehr kostet.
Teilweise haben App Store-Betreiber mittlerweile eine gewisse Deckelung pro Einmalzahlung durchgesetzt. Am grundsätzlichen Problem, der niedrigen Hürde beim Auslösen von In-App-Käufen, hat dies jedoch nur wenig geändert.
Nach wie vor laufen Eltern daher Gefahr, dass hohe Beträge von ihnen verlangt werden, wenn der Nachwuchs im Spielerausch dutzendfach auf den Kaufen-Button klickt und die elterliche Kreditkarte mit dem App Store verknüpft ist.
Kostenfallen in Spiele-Apps: Wie kann ich mein Kind und mich schützen?
Um Ihr Kind und sich selbst vor Kostenfallen und Abzock-Methoden bei digitalen Spielen zu schützen, können Sie vorbeugend einige Maßnahmen treffen. Zum Beispiel:
- In-Game-Käufe deaktivieren
- Passwort-Sperren einrichten
- Nur Prepaid-Karten mit vordefinierter Aufladung nutzen
Mehr dazu, wie Sie sich und Ihr Kind vor hohen Kosten durch In-App- und In-Game-Käufe schützen können, finden Sie hier.
Das Problem: Die Kostenbremsen für In-Game-Käufe sind noch zu wenig bekannt. Leider erfahren zu viele Eltern erst im Nachhinein von der Existenz derartiger Schutzmechanismen. Nämlich dann, wenn sie den unseriösen Machenschaften bereits auf den Leim gegangen sind – und sie eine hohe Rechnung bekommen.
Bei App-Store-Betreibern zeichnet sich derweil immerhin ein begrüßenswertes Umdenken ab: Sie erklären und erleichtern zunehmend die Einstellungsmöglichkeiten zum Schutz vor In-Game-Käufen. Signifikante Verbesserungen, wie etwa restriktive Voreinstellungen bei der Einrichtung eines neuen Gerätes quasi im Sinne von Jugendschutz by default sucht man aber noch vergebens.
Forderung der Verbraucherzentralen
Nach fast 20 Jahren war es wirklich an der Zeit für eine Anpassung der Jugendschutzregeln im Internet. Zumal die alten Regeln aus dem Jahr 2002 bestenfalls als löchrig beschrieben werden durften. Es ist gut, dass Schutzeinstellungen erstmals ausdrücklich erwähnt werden, aber hier hätte der Gesetzgeber weitergehen sollen und derartige Einstellungen als verbindliche Voreinstellung (Jugendschutz by default – als Standard) für die Geräte von Kindern und Jugendlichen vorgeben sollen.
Auch Bedarf es klarer Kriterien für eine verlässliche Alterseinstufung. Hier hätte das Gesetz zwingende Vorgaben machen können, damit diese nicht umgangen werden können. Dieses Defizit auszugleichen ist nun Aufgabe der Aufsichtsbehörden.
Fazit: Insgesamt lässt sich an den neuen Jugendschutz-Regeln natürlich noch so manches Haar in der Suppe finden und kritisieren. Nichts desto trotz sollte auch anerkannt werden, dass der Gesetzgeber hier wichtige Schritte in die richtige Richtung tut, auf denen es sich zukünftig aufbauen lässt.