Wieso wurden die Süßigkeiten von Ferrero zurückgerufen?
Im Rahmen von Eigenkontrollen stellte Ferrero bereits am 15. Dezember 2021 Salmonellen in ihrem belgischen Werk in Arlon fest. Zuvor hatten europäische Lebensmittelsicherheits- und Gesundheitsbehörden das Ferrero-Werk in Belgien als Kontaminationsquelle für gemeldete Salmonellenfälle in Europa identifiziert.
Der daraufhin gestartete und mehrfach erweiterte Rückruf bezieht sich auf alle in Belgien hergestellten „kinder“-Produkte.
Es ist möglich, dass sie mit Salmonellen belastet sind. In mehreren Ländern wurden Ferrero-„kinder“-Produkte aus der belgischen Produktion als Ursache von Salmonellen-Infektionen ermittelt.
Laut Berichten des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) vom 12. April und 19. Mai wurden bis zum 18. Mai 324 Erkrankungsfälle ermittelt, die im Zusammenhang mit Schokoladenprodukten von Ferrero stehen. Bei 266 davon wurde der Verdacht sicher belegt. In acht Fällen konnte die Salmonelleninfektion nicht durch den Verzehr von Schololadenprodukten der Marke „kinder“ von Ferreo erklärt werden. Die Behörden vermuten daher eine zweite Infektionsquelle oder andere Ursachen für die Erkrankungen.
Wie sind die Salmonellen in die Schoko-Produkte gelangt?
Die Ursache für den Salmonellenausbruch im belgischen Werk ist laut ECDC-Bericht noch nicht lückenlos geklärt. Ferrero hatte zunächst einen Filter am Ausgang von zwei Buttermilchtanks identifiziert und entfernt. Inzwischen ist klar: Die Buttermilch stammte von einem italienischen Lieferanten, der die Buttermilch auch an andere Produktionsstätten von Ferrero außer Arlon geliefert hat. Weder beim Buttermilchproduzenten noch bei den gesicherten Proben der anderen belieferten Werke wurden Salmonellen nachgewiesen.
Aufgrund der Salmonellenbefunde und unzureichenden Krisenmanagements seitens Ferrero wurde das Ferrero-Werk in Arlon am 8. April von den belgischen Behörden bis Ende Juni geschlossen.
Wie bemerke ich eine Salmonellen-Infektion?
Eine Salmonellen-Erkrankung äußert sich innerhalb weniger Tage nach der Infektion mit Durchfall und Bauchschmerzen, manchmal mit Erbrechen und leichtem Fieber. Die Beschwerden klingen bei gesunden Personen meist nach mehreren Tagen von selbst wieder ab.
Insbesondere bei
- Säuglingen (die sich zum Beispiel bei betroffenen Familienmitgliedern anstecken können),
- Kleinkindern,
- alten Menschen und
- Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem
können schwerere Krankheitsverläufe auftreten. Bei ihnen ist besondere Vorsicht geboten.
Personen, die nach dem Verzehr der oben genannten Produkte schwere oder anhaltende Symptome entwickeln, sollten ärztliche Hilfe aufsuchen und auf eine mögliche Salmonellen-Infektion hinweisen. Es ist jedoch nicht sinnvoll, sich vorbeugend in ärztliche Behandlung zu begeben, wenn man keine Symptome hat.
Kann ich Produkte der Firma Ferrero, die nicht vom Rückruf betroffen sind, ohne Bedenken verzehren?
Von einer möglichen Verunreinigung mit Salmonellen sind laut Angaben von Ferrero alle im belgischen Werk hergestellten „kinder“-Produkte betroffen.
Der Konzern hat bereits mehrfach den Rückruf auf weitere Produkte ausgedehnt und Verbraucher:innen können am Produkt nicht ohne weiteres erkennen, ob es im belgischen Werk hergestellt wurde. Beispielsweise können in Deutschland oder in Österreich gekaufte kinder-Produkte, den gleichen EAN-Code tragen, aber in unterschiedlichen Produktionsstätten hergestellt worden sein. Daher raten die Verbraucherzentralen vorsorglich dazu, keine „kinder“-Produkte von Ferrero wie kinder Überraschungseier, kinder Mini Eggs, kinder Überraschung Maxi und Schoko-Bons zu verzehren, die vor Juli 2022 hergestellt wurden.
Die Meinung der Verbraucherzentralen
Es ist ein Skandal, dass Verbraucher:innen erst knapp vier Monate nach dem ersten Vorfall von Ferrero nach und nach über das Ausmaß des Problems informiert wurden. Damit wurden Salmonelleninfektionen insbesondere bei Kindern, die haupsächlich die „kinder“-Produkte verzehren, in Kauf genommen.
Die Kommunikation des Unternehmens gegenüber der Öffentlichkeit bleibt zögerlich, intransparent und für Verbraucher:innen völlig inakzeptabel.
Die europäischen Lebensmittelüberwachungsbehörden sind weiter gefordert, den Skandal umfassend aufzuklären und die Öffentlichkeit transparent zu informieren.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat eine Stellungnahme dazu abgegeben.